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Sue Kindor

Sue Kindor ist Consultant, Coach & Communicator aus Leidenschaft. Sue war in Agenturen, der Industrie und für Startups tätig und hat sowohl Führungskräfte als auch Management-Boards zu komplexen Kommunikationsthemen beraten. Die Non-Konformistin pflegt einen individuellen Stil und nimmt selten ein Blatt vor den Mund.

Published Nov. 12, 2021

Warum du Gespräche rechtzeitig und respektvoll beenden solltest.

Wir reden viel, oft auch zu viel – auch wenn wir nichts oder wenig zu sagen haben. Wir reden aber offensichtlich vor allem zu lange. Verhaltensforscher der Universität Harvard (USA) haben in einer Studie, die im Fachjournal PNAS veröffentlicht wurde, herausgefunden, dass Gespräche tatsächlich nie beendet werden, wenn beide Gesprächspartner es wollen.

Dabei spielte es offensichtlich keine Rolle, ob es sich um eine vertraute oder fremde Person handelt. Es war augenscheinlich auch nicht relevant, ob man sich zufällig zum Plausch trifft, auf einer Party einen Smalltalk hält oder ob man sich einem Freund austauscht: Fast nie werden Unterhaltungen zu einem Zeitpunkt beendet, mit dem beide Gesprächspartner zufrieden sind. Klarer Fall von TMI (too much information)? Rund 70 Prozent der Befragten sagten anschließend, dass sie das Gespräch eigentlich lieber früher beendet hätten.

Die durchschnittliche Diskrepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher Dauer betrug etwa die Hälfte der Gesprächsdauer. Die Konversant: innen hatten keine Ahnung, wann ihre Partner den Plausch gerne enden wollten und unterschätzten, wie abweichend die Wünsche ihrer Partner: innen von denen ihrer eigenen waren. Die Studien legen nahe, dass das Beenden von Gesprächen ein klassisches „Koordinationsproblem“, das der Mensch sich nicht lösen kann, weil dies Informationen erfordert, zu denen beide in einer Gesprächssituation keinerlei Zugang haben. Infolgedessen scheinen die meisten Gespräche zu enden, wenn es keiner will.
Gespräche gehören zu unserem Alltag, sind aber nicht einfach.

Kommunikation ist das grundlegende Mittel aller menschlichen Aktivitäten. Meist drücken wir soziale Verbundenheit in Gesprächen aus. Die Ergebnisse zeigten, dass Gespräche fast nie beendet wurden, wenn beide Gesprächspartner es wollten und dass sie selten endeten, wenn auch nur ein Vertrauter es wollte. Die durchschnittliche Diskrepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher Dauer betrug etwa die Hälfte der Gesprächsdauer. Laut Studie endete das Gespräch nur bei 1,59 Prozent zu einem von beiden Gesprächspartnern: innen gewollten Zeitpunkt. Nahezu die Hälfte (46,8 Prozent) aller Gespräche liefen weiter, obwohl sich einer der Konversationspartner: innen eigentlich längst ein Ende gewünscht hatte. Nur bei 9,52 Prozent endete das Gespräch, obwohl sich beide Gesprächspartner eigentlich noch länger hatten unterhalten wollen.

Ein Gespräch bzw. eine Unterhaltung wird zumeist mit dem Ziel geführt, soziale Beziehungen zu etablieren und zu pflegen. Daher halten sich die meisten typischerweise an eine Reihe von Konventionen, die darauf abzielen, die Gefühle des anderen zu respektieren. Das Beenden eines Gesprächs, wenn der andere Part weiterreden oder ein Gespräch fortsetzen möchte, wird als ein sozialer Bruch angesehen, der die Beziehung zu der Person und die Reputation zu untergraben droht.

Sind wir vielleicht zu Höflich?

Höflichkeit ist eine Tugend, die sich in Respekt und Rücksichtnahme anderen gegenüber äußert. Studien hierzu haben ergeben, dass Menschen Höflichkeit sehr schätzen. Beklagt wird der zunehmende Verlust von Höflichkeit in Alltagssituationen. Nach den wichtigsten Erziehungszielen für ihre Kinder gefragt, antworteten eine deutliche Mehrheit von Eltern in einer Umfrage – Höflichkeit (88%). Im Netz ist die Rede von Nettikette, die ein gutes oder angemessenes und achtendes (respektvolle) Benehmen in der technischen (elektronischen) Kommunikation propagiert. Dass das nicht immer klappt, wissen wir alle und lesen dann – Hasskommentare.

The Power of Nice: Höflichkeit ist also per se eine positive Sache und wird von den meisten Menschen als angenehm empfunden. So ist es auch verständlich, dass wir offensichtlich aus Höflichkeit unsere tatsächlichen Gefühle in einem Gespräch verbergen. Wir unterschlagen quasi den Konversanten, dass wir uns nicht wohl fühlen oder dass wir uns langweilen. Dabei versuchen wir, die möglichen Wünsche unseres Gegenübers zu antizipieren. Das aber wiederum macht es so schwer, den optimalen Zeitpunkt für das Gesprächsende zu finden.

Der Abschied – eine kniffelige Situation?


Indem wir höflich bleiben schützen wir unser Verhältnis zum Gesprächspartner. Selbstverständlich müssen wir uns in Gesprächen nicht endlos selbst quälen und eine Unterhaltung ertragen, bis das Gegenüber zum Schluss kommen will.

  • Achte auf Anzeichen und Versuche rauszufinden, ob dein Konversant/deine Konversantin desinteressiert ist oder sich langweilt. Indikatoren dafür kann man sowohl in der Mimik finden (abwesender Blick, Blick auf die Uhr, aufs Handy, etc.) als auch an Reaktionen auf kleine Zwischenfragen (Wo war ich gerade …? Was meinst du denn dazu?) ablesen.
    Ist man selbst betroffen, kann es helfen, Gründe für eine Beendigung vorzuschieben: Leider muss ich das Gespräch beenden, ich muss jetzt los! Sorry, ich habe noch einen Termin! Der Hund muss jetzt mal dringend raus … die Katze muss gefüttert werden … die Nachbarin klingelt gerade an der Tür …

Gerne unterstütze ich dich rund um Kommunikationsthemen. Sprich‘ mich einfach an oder nutze das Kontaktformul

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