How to: Kreativer Change – Change kreativ.

Magie liegt in der Luft … Wäre es nicht cool, wenn wir einen Zauberstab hätten, mit dem wir magische Dinge herbeizaubern uns uns Wünsche erfüllen könnten? Was viele nicht wissen ist, dass wir genau dazu in der Lage sind, wenn wir nur unseren Mut zur destruktiven Kreativität entdecken und nutzen würden.

Der Cirque du Soleil ist eines der kreativsten Unternehmen der Welt.
Jedes Mal, wenn der Cirque eine neue Show entwickelt, beginnen die Kreativdirektoren mit einem leeren Blatt Papier. Ihr Auftrag: Sie sollen die Art von Magie schaffen, wofür sie die weltweite Cirque-Fan-Community kennen und lieben. Erwartungen übertreffen. Und es dann wiederholen und erneuern, immer und immer wieder. Jedes Jahr mehrere Male. Nicht etwa aus Zwang, nein, aus purem Spaß an der Kreativität.

Wenn du lernen willst, wie du die Kreativität in deinem Leben oder in deinem Unternehmen steigern kannst, solltest du den Cirque studieren. Der langjährige CEO des Unternehmens, Daniel Lamarre, hat im Unruhestand ein überzeugendes Buch mit dem Titel „Balancing Acts: Unleashing the Power of Creativity in Your Life and Work“ veröffentlicht. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse.

Schöpferische Zerstörung
Das Konzept der „schöpferischen Zerstörung“ steht beispielhaft für die Kultur des Cirque du Soleil, denn es bedeutet, dass er sich ständig neu erfindet. Der von dem in Österreich geborenen Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter geprägte Begriff der „schöpferischen Zerstörung“ (engl. creative destruction) bezeichnet die Zerstörung von alten Märkten (und deren Akteuren) durch neue Technologien, Produkte, Dienstleistungen, Methoden oder Geschäftsmodelle (das würden sich die meisten von uns auch von unserer Politik wünschen, oder?). Die schöpferische Zerstörung hat ihren Ursprung in der Makroökonomie. Deren Kernaussage lautet: Jede ökonomische Entwicklung (im Sinne von nicht bloß quantitativer Entwicklung) baut auf dem Prozess der schöpferischen bzw. kreativen Zerstörung auf. Nichts ist heilig. So hat beispielsweise die digitale Fotografie die analoge Bildgebung nahezu komplett ersetzt. Der Cirque hat sich dies zur Regel gemacht und erfindet sich ständig neu.

Strategische Partnerschaften
Im Lauf der Jahre hat der Cirque strategische Partnerschaften mit einigen der berühmtesten Künstler und Marken der Welt geschlossen, von den Beatles über Elvis bis hin zu Michael Jackson. Dies wirft jedoch die Frage auf: Wie kann der Cirque potenzielle Partner davon überzeugen, dass sie einer langfristigen Zusammenarbeit würdig sind? Schließlich haben die ursprünglichen Künstler bereits Meisterwerke geschaffen, die den Test der Zeit überdauert haben. Der Cirque verfügt über ein gut etabliertes Verfahren für strategische Partnerschaften, und es funktioniert. Das Unternehmen zeigt sich bei der Anwerbung offen und bescheiden. Lamarre’s Credo ist, bei den Verhandlungen kein bisschen arrogant zu sein – also nicht so wie Goethes berühmter Zauberlehrling. Er macht deutlich, dass das geistige Eigentum des Künstlers respektiert wird. Der Cirque weist auch darauf hin, dass er beabsichtigt, die Partner bei jedem Schritt des kreativen Prozesses einzubeziehen – viel mehr als sie erwarten würden. Lamarre hat erkannt, dass es wichtig ist, etwas zu schaffen, auf dass alle gemeinsam stolz sein können.

Neue Interpretationen eines Masterpiece
Sobald der Cirque grünes Licht erhält, steht er vor der gewaltigen Aufgabe, bestehende Meisterwerke neu zu interpretieren. Wie kann man einen Song wie „Lucy in Sky With Diamonds“ verbessern? Der Cirque geht zunächst mit seinen Partnern in die Tiefe, um zu verstehen, wie er bestimmte Figuren zum Leben erwecken kann. Zum Beispiel könnte man Paul McCartney bitten, die Persona Lucy zu beschreiben und wie er sie sich vorstellt. Wie sieht diese Frau aus? Was sind ihre Persönlichkeitsmerkmale? Was sind ihre Ziele und wie und wo möchte sie leben? Der Cirque stellt dann ein diverses Kreativteam zusammen, um diese Konzepte zu entwickeln. Zum nächsten Meeting wird eine visuelle Interpretation der Figur präsentiert. Man darf davon ausgehen, dass die Partner in der Regel von dem, was sie sehen, überwältigt sind.

Intellektuelle Neugierde
James Cameron besuchte den Cirque du Soleil. Er wollte alles über ihn wissen und mit allen sprechen – von den Technikern über die Künstler bis hin zu den Bühnenbildnern. Drei Stunden dauerte das Treffen der beiden Show-Giganten Cameron und Lamarre. Auch Elon Musk hat sich vom Cirque-Fieber anstecken lassen. Er sah sich die Show Kurios an und wurde vom CEO Lamarre nach der Show zu einem Drink und einem Treffen mit den Darstellern eingeladen. Er ging als Letzter, zwei Stunden nach Ende der Show. Musk konnte nicht aufhören, Fragen zu stellen. Wenn die Partner ein gesundes Maß an intellektueller Neugierde füreinander aufbringen, kann viel Gutes dabei herauskommen.

ABC: Always Be Challenging
Der Cirque folgt dem, was man als das ABC der Kreativität bezeichnen könnte, das besagt, dass das Unternehmen sich selbst immer wieder in Frage stellen sollte – selbst seine tiefsten vorgefassten Meinungen darüber, was funktioniert und was nicht. Ideen sollten von überall in der Organisation kommen, und die besten Ideen sollten sich durchsetzen. So einfach ist das. Es ist wirklich egal, wer die Idee beim Cirque hat; wenn sie gut ist, wird sie in eine neue Show eingebaut. Und die Vielfalt der Ideen ist groß, denn Talente aus über 70 Ländern tragen zum kollektiven Neu-Denken bei. Der Cirque du Soleil lebt die Begriffe ‚Vielfalt‘ und ‚Inklusion‘ schon seit Bestehen und – hängt das nie an die große Glocke. Sie sind bereits in unserer DNA verankert“, erklärt Lamarre „und das schon seit 37 Jahren.“ Er könne sich keinen anderen Weg vorstellen.

Leadership: Der kreative Ton macht die Musik
Lamarre eilt sein kreativer Ruf und der eines smarten Leaders weit voraus. Ein bekanntes Beispiel: Vor vielen Jahren kam ein Angestellter in sein Büro und sagte, er habe gerade eine neue Technologie – Drohnen genannt – gesehen, die wahrscheinlich in eine der neuen Cirque-Shows integriert werden könnte. Lamarre sah den Angestellten an und fragte: „Was machst du in meinem Büro?“ Für den Bruchteil einer Sekunde schämte sich der Angestellte dafür, dass er die Zeit des CEOs verschwendet hatte. Doch dann sagte Lamarre enthusiastisch: „Steig‘ in einen Flieger, hol‘ die Drohne und bring‘ sie in die Zentrale. Lass‘ uns einen Platz für sie in unseren Shows finden.

Aktionen wie diese sind in dem kreativen Unternehmen legendär. Sie geben den richtigen Ton an der Spitze vor. Und natürlich verbreitete sich die Geschichte innerhalb weniger Wochen im gesamten Unternehmen. Die Leute erkannten, dass die oberste Führungsebene neue Ideen nicht nur hören wollte, sondern sie auch begeistert umsetzte und den Leuten, die sie initiiert haben, Anerkennung zollte. Viele clevere Köpfe sprechen in diesem Zusammenhang oft über die Schaffung einer Kultur der gezielten Anerkennung, um Engagement und Resultate zu fördern. Ausgezeichnetes Leadership ist immer auf der Suche nach Menschen, die ihre Arbeit gut machen – und dankt ihnen schnell für ihre Leidenschaft. Diese Philosophie hat sich bei Cirque bewährt.

Skill Count statt Head Count: Casting von Talenten
Der Cirque ist immer auf der Suche nach den besten Talenten – von Kreativdirektoren über Akrobaten bis hin zu Kostümbildnern. Anstatt eine detaillierte Stellenbeschreibung zu verfassen und traditionelle Rekrutierungsprozedere zu befolgen, werden Talente gecastet. Die Kandidaten sprechen für ihre Rolle oder Position vor und überzeugen die Casting-Direktoren davon, dass sie die „richtige“ Besetzung zur „richtigen“ Zeit für den Cirque sind. Lamarre ist der Meinung, dass das Casting dem traditionellen Recruiting weit überlegen ist. „Wenn man rekrutiert, versucht man, eine bestimmte Rolle zu besetzen. Beim Casting findet man die beste Person“, so Lamarre.

Cultural Fit
Es gibt jedoch einen Vorbehalt. Unabhängig davon, wie talentiert eine Person sein mag, solltest du sie nicht einstellen, wenn sie nicht in die Kultur des Unternehmens passt, also kein cultural fit ist. Was das ist, kommt auf deine Werte-Definition an, die deiner Biz-Kultur zugrunde liegt.

Beim Cirque ist die Show der Star. Die einzelnen Stars müssen dieses Mantra verstehen und beherzigen. Sobald die richtige Person gecastet wurde, ist es wichtig, ihr ausreichend Gelegenheit zu geben, zu glänzen, zu wachsen und sich zu entwickeln. Der Cirque sucht nach Potenzial und Ehrgeiz. Aufstrebenden Stars wird die enorme Möglichkeit geboten, eine ganze Produktion zu leiten. Unter einer Bedingung: Sie müssen Leidenschaft zeigen. Wenn jemanden aus den eigenen Reihen befördert wird, ist das ein gutes Beispiel für alle anderen im Unternehmen. Sie wissen dann, dass „the sky is the limit“. Jedoch werden beim Cirque auch klare Guidelines für Kreative gegeben, auch wenn dies zunächst kontraintuitiv erscheinen mag. So wird verhindert, dass sich die kreativen Köpfe verzetteln oder Zeit verschwenden.

Inside-/Outside-Mix
Der Cirque hat einen einzigartigen Ansatz für Leadership. Anstatt jemanden von „außen“ mit der Leitung einer neuen Show zu beauftragen oder umgekehrt einen internen Kreativdirektor mit der Leitung der Produktion zu betrauen, setzt der Cirque auf einen hybriden Ansatz. Es macht beides. Es ist ein kreativer Führungsmix, der spektakuläre Ergebnisse hervorbringt. Der Cirque findet den besten externen Kreativdirektor für eine neue Show und lässt ihn oder sie Seite an Seite mit einem erfahrenen internen Profi arbeiten. Dadurch wird sichergestellt, dass der Cirque jeder Show eine neue Perspektive und einen einzigartigen Stil verleiht, während er sich gleichzeitig gegen die Kosten absichert, die entstehen, wenn ein externer Star monatelang damit beschäftigt ist, die Kultur und Prozesse des Cirque zu entschlüsseln.

Viele können sich davon ein Scheibchen abscheiden und diese Führungsstruktur ausprobieren, wenn sie ihrer Kreativität einen Schub geben und ein bisschen Magie verbreiten wollen.

Du bist auf der Suche nach mehr Magie im Leben oder in deinem Biz. Dann kontaktiere mich einfach, ich unterstütze dich gerne.