OWNyournews Blog.

connect. inspire yourself. share.

Sue Kindor

Sue Kindor ist Consultant, Coach & Communicator aus Leidenschaft. Sue war in Agenturen, der Industrie und für Startups tätig und hat sowohl Führungskräfte als auch Management-Boards zu komplexen Kommunikationsthemen beraten. Die Non-Konformistin pflegt einen individuellen Stil und nimmt selten ein Blatt vor den Mund.

Published Apr. 26, 2024

Intellektuelle Bescheidenheit ist das New Smart

Die Bereitschaft, zuzugeben, dass du nicht immer die hellste Kerze auf der Torte bist, kann dir zu mehr Erfolg verhelfen.

  • Intellektuelle Bescheidenheit vermittelt Offenheit für neue Ideen und Erkenntnisquellen.
  • Das Bedürfnis, Recht zu haben“, kann dazu führen, dass jemand auf einer falschen Überzeugung beharrt und Argumente in die Länge zieht.
  • Nachdenkliche Fragen wie „Möchte ich lieber Recht haben oder lieber verstehen?“ können uns daran erinnern, intellektuell bescheiden zu bleiben.

Schon der „alte“ Grieche Sokrates wusste, dass er nichts weiß. Das gab er unumwunden zu. Auch das machte ihn berühmt. Er war wahrscheinlich der Erste, der Intelectual Humility praktizierte.

In seinem Buch Think Again: The Power of Knowing What You Don’t Know erklärt Adam Grant (Wharton-Professor, Autor und Organisations-Psychologe) dazu sinngemäß, dass wir dazu besondere kognitive Fähigkeiten, eine offenere und neugierigere Denkweise und eine bescheidene Einstellung zu dem, was wir tatsächlich wissen und nicht wissen, entwickeln sollten. Es ist wichtig, Ideen und Überzeugungen loszulassen, an denen wir lange Zeit festgehalten haben. Für die Meisten ist die größte Schwierigkeit zuzugeben, dass wir Dinge einfach nicht wissen bzw. nicht alles wissen können.

Dafür gibt es einen Begriff, der in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat: Intelectual Humility. Als Google-Manager Laszlo Bock vor einigen Jahren verriet, dass eine der wichtigsten Eigenschaften, nach denen Google beim Recruiting von Mitarbeitern sucht, intellektuelle Bescheidenheit ist, ging der Begriff steil.

Viele schlaue Menschen, darunter Professor Edward Hess (University of Virginia), sehen in der intellektuellen Bescheidenheit – definiert als „Offenheit für neue Ideen und die Bereitschaft, sich auf neue Erkenntnisquellen einzulassen“ – den Schlüssel zum Erfolg in der Zukunft.

Hess ist der Meinung, dass wir nur dann mit der künstlichen Intelligenz mithalten können, wenn wir weiter lernen, experimentieren, kreieren und uns adaptieren. Und all das können wir nur, wenn wir ein Leben lang die Rolle des „bescheidenen Forschers“ übernehmen. 

„Humility is the new smart.’ 

Ed Hess

Leider ist es nicht so leicht, intellektuell bescheiden zu sein. Haben wir uns nicht alle mal dabei erwischt, dass wir dachten, die smarteste Person im Raum zu sein? Tatsächlich können intelligente Menschen leicht in die Falle tappen, dass sie annehmen, sie wüssten mehr, als sie tatsächlich wissen. Wir alle haben eine Menge Fachwissen. Und niemand von uns weiß alles über ein Thema. Die Chancen stehen also sehr gut, dass die Person oder die Personen, mit denen du zu tun hast, irgendwann mehr Wissen haben als du selbst. Denke an all die spannenden Dinge, die passieren können, wenn du das zugibst. 

Erstens: du schaffst Vertrauen durch deine Ehrlichkeit.

Zweitens: Du nimmst dich selbst vom Sockel und bist transparent gegenüber deinem Publikum. 

Drittens: – vielleicht das Wichtigste – öffnest du die Tür zu mehr Lernbereitschaft. Indem du zugibst, nicht alles zu wissen, zeigst du den Menschen, dass du bereit bist, von ihnen zu lernen. Es schafft einen neuen Möglichkeits-Raum, in dem die Menschen in deinem Publikum Informationen sowohl mit dir als auch untereinander teilen können. 

Der Schlüssel zu mehr intellektueller Bescheidenheit liegt darin, nicht nur besessen in unser eigenes Wissen, unsere Ideen und unsere Expertise zu investieren. „Überzeugungen müssen vom Ego abgekoppelt werden“, erklärt bspw. Hess. Anstatt also stolz auf das zu sein, was man bereits weiß oder glaubt, beginnt man, stolz auf seine Bereitschaft zu sein, zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

In Think Again schreibt Grant, dass wir „zuversichtliche Bescheidenheit anstreben sollten – wir sollten an unsere Fähigkeiten glauben und gleichzeitig anerkennen, dass wir vielleicht nicht die richtige Lösung haben oder nicht einmal das richtige Problem angehen“. Es ist ein sensitives Gleichgewicht zwischen dem Eingeständnis „Ich weiß es nicht“ und der Zuversicht, „ich kann es herausfinden“.

Wie kannst du intellektuell bescheiden bleiben?

Wie kannst du dich also selbst ermutigen oder daran erinnern, intellektuell bescheiden zu bleiben? Ich bin der Überzeugung, dass Fragen ein nützliches Werkzeug für diese Aufgabe sind. Julia Galef, Mitbegründerin des Zentrums für angewandte Rationalität, bildet zum Beispiel eine klärende Metapher in Form einer spannenden Frage ab.

Die Denkweise eines Soldaten unterscheidet sich signifikant von der eines Scouts. Die Aufgabe eines Soldaten ist es, zu schützen und zu verteidigen, während die Aufgabe des Scouts darin besteht, zu suchen und zu verstehen. Diese beiden unterschiedlichen Haltungen lassen sich auch auf die Art und Weise übertragen, wie wir alle in unserem täglichen Leben Informationen und Ideen verarbeiten.

Das Mindset eines Scouts (oder jeder anderen Art von Entdecker) beruht auf Neugierde, wie Galef erläutert. In The Scout Mindset geht es konkret darum, wie man sich selbst nicht zum Narren hält. Im übertragenen Sinn besitzen Pfadfinder intellektuelle Bescheidenheit. Es ist ein Weg der zu einer anderen Art des Denkens und Seins führt – einer, der im Appetit auf Wahrheit verwurzelt ist. 

Stelle dir öfter die Frage: „Suche ich gegenteilige Ansichten und Menschen, die diese vertreten? Zu oft äußern wir unsere Meinung und erwarten, dass andere zustimmen – gerne praktiziert auf Social Media Plattformen. Stattdessen sollten wir andere auffordern, anderer Meinung zu sein, und sie bitten, ihren Standpunkt so zu erläutern, damit wir ihn voll und ganz verstehen können.

Eine weitere entscheidende Frage ist: Möchte ich lieber Recht haben“ – oder möchte ich lieber verstehen? Wenn du zu viel Wert darauf legst, Recht zu haben, kannst du in den „Verteidigungsmodus“ (oder Soldatenmodus) geraten und sich dem Lernen und Verstehen verschließen. Das „Bedürfnis, Recht zu haben“ kann dich viel zu lange in einer Position oder Überzeugung festhalten.

Im Biz-Alltag ist es omnipräsent – Ein Manager gesteht – wenn überhaupt – nur ungern einen Fehler ein und korrigiert dann; in der Politik, wo Menschen sich hartnäckig weigern zuzugeben, dass sie sich in Bezug auf einen Kandidaten oder ein Thema geirrt haben, obwohl die Beweise dafür offensichtlich sind und in persönlichen Beziehungen, in denen das Bedürfnis, Recht zu haben, dazu führen kann, dass Streits viel zu lange andauern und letztlich zu nichts Konstruktivem führen. Es besteht kein Zweifel, dass Stolz und Gesichtswahrung bei all dem eine große Rolle spielen: Es ist ein gutes Gefühl, wenn man glaubt, im Recht zu sein, und von Gleichgesinnten bestätigt wird. Aber es trägt nicht dazu bei, dass man besser lernt, besser versteht, bessere Entscheidungen trifft oder generell Fortschritte macht.

Wenn wir unser Urteilsvermögen als Einzelne und als Gesellschaft wirklich verbessern wollen, müssen wir versuchen, die Freude am Recht haben loszulassen. „Wir sollten vielmehr lernen, stolz zu sein, statt uns zu schämen, wenn wir feststellen, dass wir uns in einer Sache geirrt haben. Wir müssen lernen, fasziniert zu sein, statt uns zu verteidigen, wenn wir auf Informationen stoßen, die unseren Überzeugungen widersprechen“, sagt sie. Dies führt zu einer letzten Frage, die du dir stellen solltest: Bin ich in der Lage die „angenehme Überraschung“ zu geniessen, wenn ich feststelle, dass ich mich geirrt habe?

Das Fazit kann nur sein, seine eigenen tief verwurzelten Überzeugungen zu überdenken und Menschen um uns herum zu mehr Aufgeschlossenheit zu ermutigen.

Wenn du nach weiteren Tipps und Strategien suchst, wie du offener werden und dich in die Lage versetzen kannst, „umzudenken“, um intellektuell bescheiden zu werden, kontaktiere mich gerne.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung