Kann Imagination und emotionale Intelligenz Leadership-Qualitäten verbessern?
- Mit Hilfe von Bildern können Führungskräfte ihr Einfühlungsvermögen, ihr emotionales Gleichgewicht und ihre Präsenz verbessern.
- Bildhafte Darstellungen verbessern die emotionale Intelligenz von Führungskräften, indem sie Einfühlungsvermögen und Selbsterkenntnis fördern.
- Führungskräfte, die mit Hilfe von Bildern mental proben, bewältigen Stresssituationen mit Ruhe und Klarheit.
Das Üben von Empathie durch Bilder stärkt das Vertrauen, die Zusammenarbeit und die Leadership-Präsenz.
Wir alle erleben Momente, die uns aus unserer Komfortzone herausführen. Nennen wir sie Olivia, eine Top-Führungskraft in einem schnell wachsenden multinationalen Technologieunternehmen. Die Company, für die sie tätig ist, befand sich in einem Change-Prozess, der größere Umstrukturierungen zur Folge hatte. Unter den Mitarbeitenden waren die Spannungen groß. Olivia hatte die Aufgabe die Veränderungen zu kommunizieren. Eine Rede hierzu hatte sie akribisch geprobt und an jedem Wort gefeilt. Doch etwas Entscheidendes fehlte. Ihre Rede wirkte kalt, distanziert und klinisch, ohne Bezug zu den Menschen, an die sie gerichtet war. Denn die eigentliche Herausforderung bestand nicht darin, die Botschaft zu übermitteln, sondern darin, dies mit Einfühlungsvermögen zu tun.
Die gewünschte Veränderung kam erst mit einem gezielten Coaching. Olivia machte sich mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Technik vertraut: der Imagination. Anstatt nur ihre Worte zu proben, begann Olivia, sich die Perspektive der Zuhörer vorzustellen, wie sie sich fühlen würden, wie sie auf die Nachricht reagieren würden und welche Gefühle sie hätten. Sie stellte sich vor, wie sie nicht nur die Rede hielt, sondern den Menschen wirklich zuhörte, mit den Mitarbeitenden auf einer tieferen, menschlichen Ebene in Kontakt trat. Als es schließlich so weit war, änderte sich alles. Die Menschen fühlten sich gehört, respektiert und verstanden, etwas, das sie bei den früheren Proben vermisst hatte. Dieses Mal fand die Message Anklang.
Dies mag wie eine kleine Veränderung in der Vorbereitung klingen, aber es berührt etwas viel Tieferes: die Verwendung von Bildern zur Verbesserung der emotionalen Intelligenz. Für Leader ist die Fähigkeit, mit ihren eigenen Emotionen und den Emotionen anderer umzugehen, der Schlüssel zum Aufbau von Vertrauen, zur Motivation von Teams und zur Bewältigung von Situationen, in denen viel auf dem Spiel steht. Emotionale Intelligenz ist weithin als entscheidende Eigenschaft für eine effektive Führung anerkannt, aber überraschenderweise wird die Kraft von Bildern als Werkzeug zur Kultivierung dieser Fähigkeit oft links liegen gelassen.
Emotionale Intelligenz: Ein Schlüssel zum Erfolg im Leadership
Emotionale Intelligenz oder EQ (Emotional Quotient) wurde in den 1990er Jahren von dem Psychologen Daniel Goleman als eine Reihe emotionaler und sozialer Fähigkeiten bekannt gemacht, die beeinflussen, wie gut wir uns selbst steuern und mit anderen interagieren. Goleman vertrat die Ansicht, dass der EQ für die Effektivität von Führungskräften genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist als der IQ. Die fünf Säulen der emotionalen Intelligenz – Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Motivation, Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz – bilden die Grundlage für eine starke Führung.
Insbesondere die Empathie sticht dabei hervor. Untersuchungen des Businessolver State of Workplace Empathy Report (2021) haben ergeben, dass Führungskräfte, die Empathie zeigen, besser abschneiden als solche, die dies nicht tun. Tatsächlich gaben 92 % der Mitarbeiter an, dass Empathie in ihrem Unternehmen unterbewertet wird, und Unternehmen mit emphatischeren Führungskräften verzeichnen eine um 50 % niedrigere Fluktuationsrate und eine um 56 % höhere Arbeitszufriedenheit. Führungskräfte, die in der Lage sind, sich in die Lage ihrer Mitarbeiter hineinzuversetzen, fördern mehr Vertrauen, Zusammenarbeit und Loyalität.
Obwohl sie dies wissen, fällt es den Leadern oft schwer, diese Prinzipien in der Hitze des Gefechts anzuwenden. Hier kommt die Bildsprache ins Spiel.
Die Wissenschaft hinter der Bildsprache: Mehr als nur Visualisierung oder mentales Üben
Imagination ist mehr als nur Visualisierung oder Tagträumerei, es ist eine Form des bewussten mentalen Trainings, das wissenschaftlich untermauert ist. Neurowissenschaftler wissen seit langem, dass, wenn wir uns eine Handlung oder ein Szenario in multisensorischen Details vorstellen – Geräusch, Geruch, Geschmack, Berührung, Bild, Emotion und Bewegung – dieselben Gehirnregionen aktiviert werden wie bei der physischen Ausführung. Aus diesem Grund verlassen sich Sportler, von Olympioniken bis hin zu Pros im Basketball, auf mentale Bilder, um ihre Leistung zu steigern. Wenn Bilder den Körper und den Geist trainieren können, um sich auf eine Leistung vorzubereiten, warum dann nicht auch die Empathie?
In einer Studie zeigte sich, dass Teilnehmer, die in Stresssituationen Imaginationsübungen durchführten, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe deutlich geringere Stressreaktionen zeigten. Die Teilnehmer konnten ihre Emotionen besser regulieren und waren auch im Umgang mit anderen einfühlsamer. Auch eine im Journal of Cognitive Neuroscience veröffentlichte Studie ergab, dass Imaginationstechniken die Emotionsregulierung verbesserten, wobei die Teilnehmer eine erhöhte Aktivierung der mit Empathie verbundenen Hirnareale zeigten.
Dieselbe Technik wird jetzt auch in Programmen zur Entwicklung von Führungskräften eingesetzt. Führungskräfte werden aufgefordert, nicht nur ihre nächste Präsentation oder Verhandlung zu visualisieren (mit einem Sinn), sondern Bilder (mit mehreren Sinnen) zu verwenden, um im Geiste zu proben, wie sie schwierige Gespräche führen oder Vertrauen in ihren Teams aufbauen würden. Die Auswirkung? Führungskräfte, die sich in der Anwendung von Bildern üben, sind besser in der Lage, unter Druck stehende Situationen mit emotionalem Gleichgewicht zu bewältigen, und sie sind einfühlsamer im Umgang mit ihren Teams.
Einfühlungsvermögen: Die Superkraft der Führung
Ein anderes Szenario: Stelle dir einen CEO vor, der kurz vor einer Leistungsbeurteilung mit einem angeschlagenen Teammitglied steht. Traditionell würde der CEO mit Kennzahlen bewaffnet antreten, um ein Feedback zu geben, das sich ausschließlich auf die Ergebnisse stützt. Ein Leader, der Bilder verwendet, bereitet sich anders vor. Am Vorabend stellst du dir das Gespräch aus verschiedenen Blickwinkeln vor. Du nimmst die Perspektive des Mitarbeitenden ein, und stellst dir vor, wie die Reaktion auf bestimmte Kommentare sein könnte, wie das Teammitglied sich in Bezug auf seine Leistung fühlen könnte und wie er seine Rolle im Unternehmen erlebt hat.
Bei dieser mentalen Probe übt der Leader sowohl Einfühlungsvermögen als auch Selbstregulierung. Du stellst dir vor, konstruktives Feedback zu geben, aber auf eine Weise, die unterstützend und nicht strafend oder herabwürdigend wirkt. Du übst aktives Zuhören und visualisierst, ruhig und engagiert zu bleiben, auch wenn das Gespräch schwierig wird. Wenn der richtige Moment kommt, bist du nicht nur mit Worten, sondern auch mit emotionaler Präsenz vorbereitet.
Leader, die sich aktiv in Empathie üben, auch durch Techniken wie Imaginationen, werden von ihren Kollegen und Teams eher als effektiv angesehen. Sie sind auch eher in der Lage, innovatives Denken in ihren Teams zu fördern, denn bei einfühlsamen Führungskräften ist die Rate der kreativen Problemlösungen unter den Mitarbeitenden um 61 % höher.
Von der Empathie zur Führungspräsenz
Die wahre Magie der Bilder liegt in ihrer Fähigkeit, die Leadership-Präsenz zu verbessern, d. h. die Fähigkeit einer Führungskraft, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, Vertrauen zu erwecken und ein Gefühl der Verbundenheit zu schaffen. Bei der Führungspräsenz geht es weniger um Charisma, sondern vielmehr darum, im Moment ganz präsent zu sein und sowohl die eigenen Gefühle als auch die der Menschen um einen herum wahrzunehmen.
Nehmen wir zum Beispiel das Sprechen in der Öffentlichkeit, eine Situation, in der bei Vielen die Nerven oft blank liegen und emotionale Intelligenz unerlässlich ist. Leadership-Persönlichkeiten, die ihre Reden mit Hilfe von Bildern einstudieren, konzentrieren sich nicht nur auf den Inhalt. Sie stellen sich vor, wie das Publikum reagieren wird, wie sie den Augenkontakt aufrechterhalten und wie sie ihren Tonfall anpassen werden, um mit den Zuhörern in Kontakt zu treten. Sie stellen sich vor, wie sie ruhig und gefestigt bleiben, auch wenn unerwartete Fragen oder Herausforderungen auftauchen. Auf diese Weise helfen Bilder den Führungskräften, ein Gefühl von ruhiger Zuversicht zu kultivieren, was wiederum ihre Präsenz stärkt.
Dies wird durch Forschungsergebnisse untermauert, die zeigen, dass Personen, die vor wichtigen Situationen Imaginationstechniken anwendeten, eine signifikante Leistungssteigerung im Vergleich zu denjenigen zeigten, die keine Imaginationen praktizierten. Dieses mentale Üben half zahlreichen Führungskräften, unter Druck gelassen zu bleiben, eine Eigenschaft, die für die Leadership-Präsenz unerlässlich ist.
Perspektive
Leadership wird oft durch die Fähigkeit definiert, mit Komplexität umzugehen und andere zu motivieren, wodurch emotionale Intelligenz wichtiger denn je wird. Sie zu entwickeln, erfordert mehr als nur intellektuelles Verständnis, sondern auch Übung. Mit Hilfe von Bildern können Führungskräfte nicht nur ihre Worte, sondern auch ihre Emotionen einüben, indem sie herausfordernde Gespräche, Präsentationen und empathiebildende Szenarien bewusst durchspielen und so trainieren, unter Druck ruhig zu bleiben, sich mit ihren Teams zu verbinden und mit Empathie zu führen.
Das Herzstück effektiver Führung ist die Fähigkeit, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen. Empathiefähigkeit ist eine erlernbar Kompetenz, da sind sich Forscher und Neurowissenschaftler einig. Sie sind davon überzeugt, dass sie sich genauso erlernen lässt wie Vokabeln und Mathematikformeln.
Es ist keine Überraschung, dass viele Top-Manager jetzt die Imagination in ihr Führungsinstrumentarium aufnehmen. Von schwierigen Gesprächen bis hin zu Verhandlungen, bei denen viel auf dem Spiel steht, hilft das Vorstellen dieser Momente den Führungskräften, emotional geerdet zu bleiben und besser darauf vorbereitet zu sein, mit Einfühlungsvermögen und Klarheit zu führen.
Du möchtest dich in Empathie üben und/oder deine Leadership-Skills verbessern? Kontaktiere mich gerne.
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