Sue Kindor

Sue Kindor ist Consultant, Coach & Communicator aus Leidenschaft. Sue war in Agenturen, der Industrie und für Startups tätig und hat sowohl Führungskräfte als auch Management-Boards zu komplexen Kommunikationsthemen beraten. Die Non-Konformistin pflegt einen individuellen Stil und nimmt selten ein Blatt vor den Mund.

Published Sep. 8, 2023

Make better things: In 4 Schritten zu gewaltfreier Kommunikation

Kommuniziere empatisch und zeige deine besten Absichten für dich selbst und andere.

  • Aggressive, reaktive Kommunikation führt in der Regel zu noch kämpferischerer, reaktiverer Kommunikation.
  • Gewaltfreie Kommunikation ermöglicht es uns, mit unseren besten Absichten in Verbindung zu bleiben und unsere Bedürfnisse mit denen der anderen in Einklang zu bringen.
  • Achtsamkeit erleichtert die Kommunikation, indem sie Bewusstsein schafft, z. B. für unsere emotionalen Reaktionen, zusammen mit den Tools unsere Emotionen zu managen.

Aktuell haben viele Menschen das Gefühl, dass kämpferische, agressive Kommunikation der neue Standard ist. Offensichtlich wird dies insbesondere immer wieder in den sozialen Medien. Doch logischerweise wissen wir, dass wenn wir jemanden angreifen oder ausschließen, die Person uns in der Regel auch angreifen oder ausschließen wird. Das bringt uns nicht weiter. Was uns vielmehr weiter bringt, ist gewaltfreie Kommunikation.

Die „Gewaltfreie Kommunikation“ geht auf den US-Psychologen Marshall B. Rosenberg zurück, der ein Handlungskonzept entwickelt hat, um die Kommunikation in Konfliktfällen zu verbessern. Damit sollen Konflikte friedlich gelöst werden, noch bevor es zu Eskalationen kommen kann. Der Kern des Konzeptes beruht auf empathischen Verhalten. Kommuniziere so, dass der andere sich verstanden fühlt. Konflikte entstehen aus unterschiedlichen Perspektiven, weil die Streitenden einander nicht verstehen. Dies führt zu Missverständnissen und oft dem Gefühl, persönlich angegriffen zu werden. Gewaltfreie Kommunikation sorgt dafür, dass sich Konflikte nicht aufschaukeln, sondern beruhigen.

Zudem bietet uns die gewaltfreie Kommunikation einen Weg, mit unseren besten Absichten in Verbindung zu bleiben und eine Methode, diese in Gesprächen zum Ausdruck zu bringen. Aber, sie ist viel mehr als eine Kommunikationstechnik. Sie lädt uns dazu ein, uns eingehend damit zu befassen, wie wir als Menschen leben und interagieren wollen. Sie fordert uns dazu auf, zu überlegen, wie wir Zeit, Energie und Ressourcen miteinander und mit anderen Spezies sinnvoll teilen können. Kehren wir zu steinzeitlichen Methoden des Krieges und der Dominanz zurück, sogar in unseren persönlichen Beziehungen? Oder sind wir stattdessen in der Lage, unser Potenzial für Mitgefühl, Kreativität und Zusammenarbeit zu erkennen und zu verwirklichen.

Gewaltlosigkeit bedeutet nicht, passiv zu sein – im Gegenteil. Sie ist eine mutige, aktive und engagierte Lebenseinstellung. Die gewaltfreie Kommunikation ermutigt uns, herauszufinden, was uns am wichtigsten ist (unsere „Bedürfnisse“ oder tieferen Werte und Ziele) und uns leidenschaftlich für sie einzusetzen. Wichtig ist dabei, wie wir unseren Einsatz angehen.

Ohne Training greifen wir leicht auf gewohnte Kommunikationsmethoden zurück, wie z. B. Zwang, Manipulation, Schuldgefühle, Schuldzuweisungen, Scham oder das Stellen von Forderungen. All diese Methoden können teilweise funktionieren, aber sie gehen zu Lasten der Qualität unserer Beziehungen, des Vertrauens und oft auch der Wirksamkeit der Ergebnisse.

Über gewaltfreie Kommunikation werden wir ermutigt, uns diese Realität ins Gedächtnis zu rufen und uns auf eine Weise einzusetzen, die die Bedürfnisse anderer Menschen mit den unseren verbindet. Anstatt zu versuchen, die Situation zu kontrollieren, versuchen wir, unsere Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dies auf Kosten anderer zu tun. Wenn andere spüren, dass wir daran interessiert sind, etwas zu finden, das auch ihnen nützt, und nicht nur unseren Willen durchzusetzen, sind sie in der Regel eher bereit, uns zuzuhören und mit uns zu kooperieren.

Gewaltfreie Kommunikation und Mindfulness

Mindfulness oder Achtsamkeit drückt unsere Fähigkeit aus, auf eine ausgeglichene, offene und neugierige Weise bewusst zu sein. Diese Art der Achtsamkeit ist für eine effektive Kommunikation unerlässlich. Wenn wir in jeder Situation bewusst bleiben, haben wir mehr Wahlmöglichkeiten. Achtsamkeit öffnet die Tür für unsere Kommunikationsfähigkeiten. Sie hilft uns, unvermeidliche Herausforderungen in Beziehungen und Gesprächen zu meistern, z. B. Reaktivität, Angst oder Ärger. Sie bietet uns eine Möglichkeit, verschiedene Gewohnheitsmuster zu erkennen, die im Zusammenhang mit Emotionen entstehen und eine Übung, wie wir mit schwierigen Gefühlen und Impulsen umgehen können, damit sie nicht die Show beherrschen. Eine falsche Vorstellung über Mindfulness ist, dass sie uns passiv werden lässt. Es besteht die Sorge, dass wir andere Menschen unterstützen, ohne uns selbst genug Aufmerksamkeit zu schenken oder uns um die Dinge zu kümmern, die erledigt werden müssen.

Unsere „Wurzeln“ spielen hierfür eine Rolle. Das Ziel sowohl der Achtsamkeit als auch der gewaltfreien Kommunikation ist eine tiefere Einsicht in die menschliche Natur und eine größere Fähigkeit, ein ethisches Leben zu führen. Dazu gehört, dass wir uns unserer eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse anderer bewusstwerden.

Jeder von uns wird beim Aufwachsen auf der Grundlage seines Geschlechts, seiner sozialen Herkunft, seiner körperlichen Erscheinung, seiner Fähigkeiten und vielem mehr geprägt. Manche Menschen neigen vielleicht dazu, sich ausschließlich auf die Bedürfnisse anderer zu konzentrieren – zum Beispiel zuzuhören, anstatt sich zu äußern. Wenn das deine Erfahrung ist, musst du alle Glaubenssätze untersuchen, die dich daran hindern, ein Gleichgewicht herzustellen, während du nach dem suchst, was dir wichtig ist. Andere Menschen wiederrum stellen fest, dass sie dazu neigen, sich auf ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu konzentrieren und andere auszuschließen. In diesem Fall ermutigt die Praxis dazu, ein Gleichgewicht zu entwickeln, indem sie Empathie, Zuhören und Achtsamkeit gegenüber anderen praktiziert. Selbst wenn jemand auf eine Art und Weise zu uns spricht, die uns nicht gefällt, können wir klar und geerdet bleiben, während wir versuchen, die Beweggründe und Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen.

Es gibt eine weitere häufig verbreitete kognitive Verzerrung, die die Kommunikation beeinflusst: Wenn jemand unsere Überzeugungen in Frage stellt, auch wenn es sich um Fakten handelt, neigen wir dazu, uns zu versteifen und noch stärker für unsere Überzeugungen zu kämpfen.
Wie können wir das bei uns selbst beobachten … und wie können wir dann tatsächlich die Meinung des anderen ändern?
Es sind natürliche Tendenzen des Menschen. Wir wollen Recht haben, wir wollen, dass „unser Tribe“ gewinnt bzw. anerkannt wird. Doch jedes Mal, wenn wir auf eine Ansicht oder einen Glauben fixiert sind, führt dies zu einem Engpass des emotionalen Flusses und zu Starrheit im Geist. Diese Verengung hindert uns daran, zu lernen, Kontakte zu knüpfen und das Leben vollständig zu erfahren. Schlimmer noch, es hindert uns daran Flux zu bleiben.

Gewaltfreie Kommunikation in der Praxis

Eine der transformativsten Praktiken besteht darin, sich regelmäßig darauf zu konzentrieren, die eigenen Bedürfnisse und die der anderen zu erforschen. Trainiere dich zu fragen: „Was ist mir hier wichtig? Was ist für mich am wichtigsten … und was ist für die andere Seite am wichtigsten?“ Versuche, unter die Oberflächenschicht dessen zu gelangen, was wir unsere Strategien nennen – Was wollen wir? – hin zu den tieferen Bedürfnissen, Werten oder Zielen – Warum wollen wir das? Was wird es uns bringen? Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse und die der anderen erkennen, können wir mehr Gemeinsamkeiten entdecken und kreativer sein, wenn es darum geht, die Bedürfnisse des anderen so gut wie möglich zu erfüllen.

Gewaltfreie Kommunikation in 4 Schritten:

01 Beobachten und Zuhören
Lerne Beobachtung von der Bewertung zu trennen. Versuche aufmerksam zuzuhören und dabei deine vorgefassten Meinungen und Urteile über deinen Gesprächspartner abzulegen. Beschreibe klar und deutlich, was wir bei der Angelegenheit, um die es sich dreht, sehen oder hören, und zwar ohne dies mit einer Kritik, einem Vorwurf oder einer Schuldzuweisung vorzubringen.

02 Gefühle erkennen und ausdrücken
Lerne, Gefühle auszudrücken und sie auch beim anderen wahrzunehmen, um nicht nur die rationalen Aspekte eines Gesprächs zu berücksichtigen. Speziell der Gefühlsbezug ermöglicht wichtige Informationen über uns, über die Art und Weise, wie wir die Dinge sehen und wahrnehmen.

03 Bedürfnisse erkennen und ausdrücken
Gehe zur Wurzel der Gefühle, erkenne die dahinterliegenden „Bedürfnisse“ und lerne, sie auszudrücken. Sie erklären gleichzeitig die Gefühle und verringern die Wahrscheinlichkeit, dass der andere sich für unsere Gefühle verantwortlich oder schuldig fühlt.

03 Positive Handlungssprache üben
Versuche Bitten – keine Forderungen – immer positiv zu formulieren: Welcher positive Wunsch steckt hinter deiner Bitte? Die Bitte an den anderen sollte klar und eindeutig ausgesprochen werden. Sei dir bewusst, worum du bittest: Achte darauf, dass dein Gegenüber auch wirklich versteht, dass du etwas erbittest und worum du bittest. So vermeidest du Missverständnisse.

Du willst dich in gewaltfreier Kommunikation üben? Schau‘ einfach mal in meine Angebote, bspw. in „Hard Talk“. Sprich‘ mich einfach an oder nutze das Kontaktformular.

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